MEILERKÖHLEREI IM ENTLEBUCH
Der analog-digitale Modellmeiler – Holzkohle hautnah.

Noch bis vor kurzem war die Holzköhlerei in ganz Europa sehr verbreitet. In der Schweiz ermöglichte die Produktion von Holzkohle vor allem in den unwegsamen Waldregionen des Juras, des Tessins und der Napfregion vielen Menschen ein Einkommen.
Ausserhalb des musealen Umfelds ist das Handwerk der Meilerköhlerei heute in ganz Westeuropa nur noch im luzernischen Entlebuch, in der Waldlandschaft um Bramboden, lebendig. 2011 wurde die «Entlebucher Holzköhlerei» als wichtiges immaterielles Kulturgut der Schweiz ins UNESCO-Inventar zur Erhaltung des Weltkulturerbes aufgenommen.

Für die lebendige Tradition wollten wir den vielschichtigen Prozess der traditionellen Holzkohlegewinnung darstellen und eine mediale Umsetzung realisieren die möglichst unterschiedliche Rezeptionssituationen zulässt. Der analog-digitale Modellmeiler: ein mehrstufiges digitales Modell eines Kohlemeilers wurde zur interaktiven Rezeption am Desktop entwickelt, welches gleichzeitig als Bausatz für didaktische Zwecke mit Anleitung zum Nachbauen zur Verfügung steht. So lässt sich der Prozess der traditionellen Holzkohlegewinnung einerseits audio-visuell am Desktop in unterschiedlichen Medienformaten nachvollziehen und andererseits im analogen Nachbau physisch und multimodal erfahrbar machen. Dokumentarische Filmaufnahmen zum Meilerbau ergänzen das Gesamtbild: als erklärende Erzählungen eines Köhlers im Entlebuch oder als animierten Zeitraffer aus der Vogelperspektive.

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Aufbau von einem Köhlermeiler

Der Aufbau des Meilers ist nicht nur zeit intensiv, sondern erfordert auch viel Erfahrung und Wissen über den Verkohlungsprozess selbst. Tritt die Luft ungehindert in den Meiler, verbrennt das Holz und wird zu Asche. Bei der Verkohlung handelt es sich um eine trockene Destillation: Das Holz wird unter Luftausschluss bei Temperaturen zwischen 300 und 600 Grad in seine Bestandteile zerlegt, so dass es sich in fast reinen Kohlenstoff verwandelt. Dabei verdampft der Wasseranteil im Holz zu Wasserdampf. Andere Bestandteile werden teils in flüssige, teils in gasförmige Stoffe umgewandelt und ausgeschieden.

Unten: Filmaufnahme zum Meilerbau – als animierter Zeitraffer aus der Vogelperspektive.

Schichten von einem Köhlermeiler

Das Köhlerjahr von Bramboden im Entlebuch beginnt jeweils im Winter mit dem Schlagen und Spalten des Holzes. Im Frühsommer folgt der Aufbau des drei bis vier Meter hohen und zehn Meter breiten Meilers; eine körperlich herausfordernde und zeitintensive Tätigkeit. Dabei werden pro Meiler 20 bis 40 Klafter Holz verwendet.



Der digitale Modellmeiler: ein mehrstufiges digitales Modell eines Kohlemeilers wurde zur interaktiven Rezeption am Desktop entwickelt. Für die Erstellung des 3D-Modells wurde ein Kohlemeiler im kleineren Massstab minutiös nachgebaut und abgebrannt. Jeder Prozess-Schritt wurde photogrammetrisch festgehalten und als einzelnes 3D-Modell realisiert.

Der Brennprozess

Dokumentarische Filmaufnahmen zum Meilerbau ergänzen das Gesamtbild: hier beispielsweise als erklärende Erzählungen des Köhlers Willi Renggli im Entlebuch.
Ausschnitt aus dem Film Köhlernächte (2018).

Der digitale Modellmeiler: ein mehrstufiges digitales Modell eines Kohlemeilers wurde zur interaktiven Rezeption am Desktop entwickelt, nachfolgend als scrollbares Bildelement umgesetzt für die didaktische Erklärung des Brennprozess.

Luftzirkulation

Immer wieder «füttert» er das Füllihuus mit kleinen Kohlestücken und reguliert die Luftzufuhr, damit der Meiler weder erlischt noch in Flammen aufgeht. Hierfür sticht er mit einer Eisenstange Löcher in den Meiler. Durch die unteren Löcher gelangt Zugluft hinein. Diese wird vom Glutherd im Innerendes Meilers aufgebraucht. Die verbrauchte, sauerstoffarme Luft, gesättigt mit Wasserdampf, dring tdurch die oberen Löcher nach aussen.

Analoges Köhlermodell

Für die Erstellung des 3D-Modells wurde ein Kohlemeiler im kleineren Massstab minutiös nachgebaut und abgebrannt. Jeder Prozess-Schritt wurde photogrammetrisch festgehalten. Dieser Ablauf wurde mehrfach wiederholt, um verlässliche Angaben für die Anleitung zum Nachbau zu erhalten.



Köhlern im Kleinformat.
Die Bestandteile des Baukasten zum selber Köhlern. Zusätzliches Material, wie beispielsweise hitzebeständige Handschuhe, Eimer, und Giesskannen sollten bereit gestellt werden, da sie nicht im Baukasten vorhanden sind.
[Anmerkung: Die Bauanleitung kann bei Interesse von Schulen direkt bei der Forschungsgruppe Visual Narrative via visualnarrative@hslu.ch angefordert werden].