Seit 1821 zieht die Skulptur des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen Reisende aus aller Welt an. Jährlich besuchen über eine Million Menschen das Monument. Doch nur wenige von ihnen kennen die Geschichte dahinter. Das mobil-digitale Erlebnis «Revive la Révolution! – Augmented Revolution Experience» (ARE), nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise in die Vergangenheit und zum Ursprung des Löwendenkmal. Das Publikum begleitet dabei Franz Müller, einen Bauernsohn, der gegen den Willen der Eltern aus dem Elend der Schweiz entflieht und am französischen Königshof als Schweizer Gardist sein Glück sucht.
Die Inszenierung führt die Nutzenden in kurzen Filmsequenzen, die über die Augmented Reality Technologie direkt in die Parklandschaft projiziert werden, zum Monument.
Beim Eingang des Parks zum Löwendenkmal werden die Besucherinnen und Besucher von einer Infotafel empfangen. Auf der Tafel findet sich ein kurzer Beschrieb zum Forschungsprojekt und zum ARE-Erlebnis. Die prototypische App lässt sich vor Ort über den QR-Code für das eigene Smartphone oder Tablet runterladen und ausprobieren. Die Infotafel ist dabei sichtbarer Startpunkt des Erlebnis und funktioniert gleichzeitig als Bild-Erkennung zur Positionsbestimmung und Kalibrierung der App.
Die AR-Anwendung orientiert sich laufend anhand des Kamerabilds des mobilen Gerätes, das mit einem hinterlegten 3D-Scans der Lokalität abgeglichen werden. Dieser Prozess wird zusätzlich durch die geobasierte Lokalisierung ergänzt. Mittels dieser Technik können sowohl die digitalen Elemente im AR-Raum präzise platziert, als auch das Publikum zielführend im Raum navigiert werden. Eine abstrakte Punktewolke lotst einem dabei zu den verschiedenen Stationen der Inszenierung.
Navigation entlang des Weges anhand einer 'Punktewolke'.
Physische Artefakte aus der Zeit der französischen Revolution, wie die einer originalen Schweizer Gardisten Uniform, können im augmentierten Raum inszeniert und erfahrbar gemacht werden. Durch Photogrammetrie können reale Gegenstände zu virtuellen Objekten mit hohem Detailgrad modelliert und im AR-Raum platziert werden. Beim photogrammetrischen Verfahren werden zunächst kamerabasierte Bilder vom Objekt aus allen Winkeln aufgenommen, die dann mittels Photogrammetrie-Software zu digitalen 3D-Modellen zusammengesetzt werden.
Photogrammetrische Aufnahme eines originalen Waffenrocks der Schweizer Gardisten.
Einen Ortswechsel direkt in den königlichen Palast von Versailles sind mit 360°-Darstellungen nahtlos möglich und können gezielt im Storytelling und in der Vermittlung eingesetzt werden. Der Wechsel vom augmentierten Raum (bei der die Realität überwiegt) in die Virtualität – vice versa – bietet vielfältige und spannende Möglichkeiten in AR-Inszenierungen.
360° Darstellungen zur Überblendung von Innen- und Aussenräumen.
Deepfakes (zusammengesetzt aus den Begriffen "DeepLearning" und "Fake") beschreiben realistisch wirkende Medieninhalte, die mit Techniken der künstlichen Intelligenz verändert wurden. Diese Technik lässt sich gestalterisch nutzen, um beispielsweise historische Portraits zum Leben zu erwecken.
Im hier gezeigten Fall beklagt sich König Louis XVI über den Verlust seiner Macht.
Sogenannte Deepfakes lassen historische Gemälde zum Leben erwecken.
Mit Augmented Reality (AR) lassen sich analoge Bilder, wie bspw. das historische Gemälde «Der Tuileriensturm» (1892) von Henri-Paul Motte, gestalterisch neu im Raum inszenieren. Bilder können auf mehrere Ebenen, hinter- oder übereinander, aufgeteilt und in AR in einer gewissen Distanz zueinander platziert werden. Durch das 'Aufsplitten' des Bildes entsteht eine räumliche Dimension, die mit filmischen Elementen ergänzt werden können. So findet sich das Publikum plötzlich mitten im Schauplatz des Tuileriensturmes wieder und erlebt den Kampf von 1792 hautnah mit.
Hintereinander liegende Bildebenen ermöglichen eine perspektivische Illusion.
Das Publikum wird anhand von schauspielerischen Inszenierungen durch die dramatische Geschichte des Protagonisten Franz Müller geführt. Die einzelnen Schauspielszenen wurden im Greenscreen Studio aufgenommen und als freigestellte Videosequenzen aufbereitet. Die einzelnen Sequenzen werden unter Anwendung der Augmented Reality Technologie direkt in die Parklandschaft beim Löwendenkmal projiziert. Die Videodarstellung ist stets dem Publikum frontal zugewandt und wirkt, unterstützt durch die natürliche Schattierung, räumlich in der Umgebung verortet, trotz der Wiedergabe als 'flache' 2D-Filme.
Freigestellte Videosequenzen werden unter Anwendung von AR direkt in die Umgebung projiziert.
Abschliessend noch ein Blick auf den Trailer Film, der anlässlich der Lancierung der ARE App am 18. Oktober seitens der Hochschule Luzern als Teil der Medienmitteilung versendet wurde.